Intellektuelles Kapital

Intellektuelles Kapital

In der Diskussion um die Darstellung des Wissens wird vielfach der Begriff des Intellektuellen Kapitals bzw. dessen englischsprachigen Pendants Intellectual Capital, verwendet.

Man liegt sicherlich nicht falsch, wenn man Intellektuelles Kapital und Wissensmanagement als Zwillinge betrachtet oder als zwei Zweige des selben Baums.[1]

Für Lev Baruch sind die Begriffe intangibles und intellectual capital austauschbar. Für ihn werden diese Begriffe nur in unterschiedlichen Wissenschaftsgebieten benutzt. Demnach findet man in der Rechnungswesen-Literatur den Begriff der Intangible Assets, während der Begriff des Intellektuellen Kapitals in der Management-Literatur verwendet wird. [2]

Es gibt keine eindeutige Definition von Intellektuellem Kapital. Es gibt verschiedene Strömungen in der Forschung zu diesem Thema und jede dieser Strömungen hat ihre eigene Arbeitsdefinition gebildet.

 

Tom Stewart  befasste sich erstmals 1991 in einem Fortune-Artikel mit Intellectual Capital. Er beschrieb Intellektuelles Kapital als die Summe allen Wissens aller Mitarbeiter in einem Unternehmen, das zu  Wettbewerbsvorteilen führt. [1]

Klein und Prusak definieren Intellektuelles Kapital als „intellectual material that has been formalized, captured, and leveraged to produce higher-valued asset“.[2] Als Ausgangspunkt für  Intellektuelles Kapital definieren sie  also  “intellectual material”. Sie verstehen darunter implizites und explizites Wissen von Personen und Organisationen.[3] Unter Intellektuellem Kapital verstehen sie somit formalisiertes, erfasstes und wirkungsvoll eingesetztes implizites und explizites Wissen von Personen und Organisationen zur Schaffung von höherwertigem Vermögen. Klein und Prusak betonen damit die Wichtigkeit des Handelns, des Einsatzes von Wissen zu Wertschöpfung[4], widersprechen sich in ihrer Definition aber insofern, als sie von implizitem Wissen in formalisierter Form sprechen.

 

Edvinsson/Sullivan beschreiben Intellektuelles Kapital einfach als Wissen, das in Wert umgewandelt werden kann.[5]  In einem Interview aus dem Jahr 2001 bezeichnet Edvinsson Intellektuelles Kapital als komprimiertes, auf Beziehungen basierendes strukturiertes Wissen und Fertigkeiten, die über ein Entwicklungs- und Wertschöpfungspotential verfügen.[6]

 

Lev definiert Intellektuelles Kapital als nicht-physische Ansprüche auf künftige Erträge.[7] Wie bereits erwähnt, sind für ihn die Begriffe des Intellektuellen Kapitals und der Intangible Assets synonym zu verwenden. Seine Definition leitet sich daher aus der Definition von assets (Anlagevermögen) ab: „Assets are claims of future benefits“[8], also Ansprüche auf zukünftige Erträge. Immaterielles Anlagevermögen sind daher Ansprüche auf zukünftige Erträge, die keine physische oder finanzielle Verkörperung, wie z. B. Lagerbestände oder Anleihen, haben. Lev verwendet den Begriff der intangible assets bewusst weitergefasst, als dies im Rechnungswesen allgemein der Fall ist.

Der in der Rechnungswesen-Literatur verwendete Begriff des immateriellen Anlagevermögens ist meist im Hinblick auf rechtliche Grundlagen enger gefasst, als jener des Intellektuellen Kapitals. Der Deutsche Rechnungslegungs-Standard Nr. 14 beschreibt immaterielles Vermögen als identifizierbares, nicht-monetäres Nutzenpotential ohne physische Substanz, das für die Herstellung von Produkten oder das Erbringen von Dienstleistungen, die entgeltliche Überlassung an Dritte oder für die eigene Nutzung verwendet werden kann.[1] Weiters wird empfohlen, im Konzeranhang-Bericht auf immaterielle Anlagen einzugehen, die als Aufwand verbucht wurden und darüber hinaus wird eine Berichterstattung über das Intellektuelle Kapital empfohlen. [2] Das heißt, hier erfolgt implizit eine Unterscheidung zwischen immateriellem Anlagevermögen und Intellektuellem Kapital ohne genauer auf die Unterschiede einzugehen.

 

Durch Kombination von verschiedenen Definitionen mit den Erkenntnissen dieser Arbeit hinsichtlich den Eigenschaften von Wissen, definiere ich Intellektuelles Kapital folgendermaßen

Unter Intellektuellem Kapital verstehen wir Wissen und Fähigkeiten, die durch den Einsatz in zweckorientierten Handlungen zu Wettbewerbsfähigkeit führen und damit (nicht physische) Ansprüche auf künftige Erträge darstellen.

Intellektuelles Kapital – Modell nach Norbert Karner

Die Wissensbasis besteht aus individuellem und organisationalem Wissen und Fähigkeiten, die sowohl in impliziter als auch in expliziter Form vorhanden sein können.

Der Einsatz dieser Wissensbasis in zweckorientierten Handlungen führt schließlich zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. Das zweckorientierte Handeln in konkreten Problemstellungen richtet sich dabei nach dem  Unternehmenszweck und den Zielen eines Unternehmens.

Aus finanzieller Perspektive kann die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zu höheren Erträgen führen. Das Intellektuelle Kapital stellt somit (nicht physische) Ansprüche auf künftige Erträge dar.

Durch gezielte Initiativen, Aktionen und Interventionen können sowohl  die Wissensbasis als auch die Fähigkeiten und die Bereitschaft zu zweckorientiertem Handeln beeinflusst und verbessert werden. So könnten zum Beispiel Mitarbeiter-Schulungen oder Communities of Practice die Wissensbasis verbessern. Anreizsysteme könnten die Motivation und die Handlungsbereitschaft erhöhen.

 

[

[1] Vgl. Stewart (Brainpower): S. 1

[2] Klein, Prusak (Characterizing IC): S. 2

[3] Vgl. Klein, Prusak (Characterizing IC): S. 1

[4] Siehe auch Abbildung 1 – Wissenstreppe von North

[5] Vgl. Edvinsson, Sullivan (Intellectual Capital) : S. 358

[6] Vgl. Daum (Intangible Assets). S. 158

[7] Vgl. Lev (Intangibles): S. 5

[8] Lev (Intangibles): S. 5

[1] Sveiby (Intellectual Capital) : S. 1

[2] Lev (Intangibles): S. 5

1] Vgl. Deutscher Standardisierungsrat: (E-DRS 14): S. 7

[2] Deutscher Standardisierungsrat: (E-DRS 14): S. 11

 

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Norbert Karner administrator

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